„Dein Baby geht aufs Töpfchen? Zu frühe Sauberkeitserziehung schadet der Psyche!“
„Ein Baby kann seine Blase doch noch gar nicht kontrollieren“
„Dein Baby trägt keine Windeln? Macht es dann nicht überall hin?“
„Das funktioniert doch gar nicht!“
Windelfrei, das eigentlich Ausscheidungskommunikation heißt, „funktioniert“ sehr wohl. Es hat nichts mit Sauberkeitserziehung zu tun, sondern damit, die Bedürfnisse des Babys wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Es ist eine irrige Annahme, Säuglinge könnten ihre Blase und ihren Darm nicht kontrollieren. Das stimmt nicht, sie merken sehr wohl, wenn sie müssen und sind auch durchaus in der Lage, kurze Zeit anzuhalten. Ja gut, es geht mal was daneben – aber das gilt für 3jährige, die gerade trocken werden, genauso.
Ein Baby hat Bedürfnisse, da sind wir uns alle einig:
Es hat das Bedürfnis nach Nähe. Dieses erfüllen wir zum Beispiel mit dem Tragen im Tragetuch oder einer Tragehilfe. Oder wir lassen es mit im Schlafzimmer schlafen, entweder im eigenen Bett, in einem Beistellbett, oder direkt im Familienbett. Es ist Mama und Papa ganz nahe, fühlt sich sicher und geborgen. Es teilt uns mit, wenn es Nähe möchte, als Säugling weint es, wenn man es ablegt, später streckt es die Ärmchen nach uns aus und noch später ruft es uns, sagt „Mami, Arm“ und schaut uns an.
Es hat das Bedürfnis nach Nahrung, welches wir durch Stillen oder Flaschennahrung nach Bedarf erfüllen. Das Baby teilt uns mit, wenn es Hunger hat, ein Neugeborenes durch „Suchen“, schmatzen, Zunge heraus strecken, an der Faust lutschen, weinen.
Es hat das Bedürfnis nach Schlaf. Es reibt sich die Augen, gähnt, wird unruhig und quenglig. Wir erfüllen dieses Bedürfnis, indem wir unser Baby in den Schlaf begleiten, durch Tragen, Singen, Einschlafstillen, Kuscheln.
Es hat auch das Bedürfnis nach Sauberkeit. Es teilt uns dies mit durch Unruhe, durch Strecken, abrupte Bewegungen, durch an- und abdocken beim Stillen, durch Weinen. Wir können dieses Bedürfnis erfüllen, indem wir das Baby „abhalten“. Das bedeutet, es wird in Hockhaltung mit dem Rücken an Mamis (oder Papas, Omas, Tantes) Brust über ein geeignetes Gefäß (oder Waschbecken, Toilette, Badewanne) gehalten, wo es sich dann erleichtern kann.
Zugegeben, so ein „Ich-muss-mal“-Signal ist wesentlich diffuser, als das Signal nach Nahrung, Nähe und Schlaf. Aber es ist ja auch nicht ganz so essentiell. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht wichtig ist! Kein erwachsener Mensch liegt gerne in seinen Ausscheidungen, Babies tun das auch nicht. Nur können sie nicht selbstständig zur Toilette gehen, dafür brauchen sie unsere Hilfe.
Ausscheidungskommunikation hat, wie schon erwähnt, nichts mit Sauberkeitserziehung oder Trocken werden zu tun. Es geht um die Kommunikation, es geht um „Ich muss mal“ und „Ich verstehe dich und helfe dir“. Es geht darum, dass dem Baby das Einnässen nicht antrainiert wird (denn nichts anderes tun wir, wenn wir ihm Windeln anziehen und seine Signale ignorieren), sondern dass ihm weiterhin seine Körperfunktionen bewusst sind.
Ich habe mit meinen Töchtern „Teilzeitwindelfrei“ betrieben. Wie kam es dazu? Es gab kein Aha-Erlebnis, ich hatte schon während der Schwangerschaft mit meinem Sohn davon gehört. Ich fand es interessant, aber nicht passend für uns, bzw mich. Ich halte mich nicht für besonders aufmerksam und ehrlich gesagt war ich zu faul. Durch die Stoffwindeln stieß ich aber immer öfter auf das Thema und irgendwann, während der zweiten Schwangerschaft dachte ich dann: „Versuch es doch einfach. Mehr als nicht klappen kann es nicht und dann hörst du halt einfach wieder auf.“
Ich begann mich ein wenig zu belesen und als die Kleine da war und wir wieder zu Hause, da fing ich an. Ich nutzte erst Standard-Situationen, typische Situationen, zu denen die Kleinen meist müssen, wie nach dem Schlafen, nach dem Essen, zum Wickeln. Auch hier erwies sich das Tragen im Tuch als sehr praktisch. Sind die Signale doch wirklich sehr dezent, war es im Tuch absolut eindeutig, wenn sie mal musste: In der einen Sekunde schlief sie friedlich, in der nächsten stemmte sie sich plötzlich gegen das Tuch, meckerte, weinte und wollte ganz offensichtlich raus. Dieses eindeutige Signalisieren hat den einfachen Grund, das kein Baby sein Nest beschmutzen möchte. Ich nahm sie also heraus, hielt sie über ihr Töpfchen, sagte ihr, dass sie nun pieseln kann und sie pieselte los. Es war jedes Mal faszinierend zu beobachten, wie dieses unzufriedene, sich windende Bündel plötzlich wieder ruhig und zufrieden wurde. Und es ist ja kein Wunder, eine volle Blase ist echt unangenehm, das kennen wir alle.
Was bedeutet denn nun „Teilzeitwindelfrei“? Zum einen eben das Abhalten in den typischen Situationen und wenn sie sonst signalisiert, dass sie muss und ich diese auch erkennen kann. Zum anderen, dann sie trotzdem (Stoff)Windeln trägt. Es geht zwar auch ganz ohne Windeln, aber für uns, bzw mich war das nicht das Richtige. Ich war oft zu abgelenkt durch den großen Bruder, als dass ich ihre Signale jedes Mal erkennen konnte, und oft gab es einfach auch die Situation nicht her, dass ich sie abhalten konnte. Aber so fuhren wir sehr gut, die Tage waren ganz unterschiedlich, mal kamen wir am Tag mit 3 Windeln aus, mal benötigte ich fast die dreifache Menge. Wenn ich sie abhielt, dann landete aber in 90% auch etwas im Töpfchen.
Im Rahmen der Trageberatung erzähle ich euch gerne etwas über Windelfrei, gebe Buch-Tipps und/oder verweise an Windelfrei-Coaches, wenn ihr Interesse daran habt =)
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